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2. Die dreidimensionale Konstruktion
ist heute schon Standard ...
... - zumindest was die technischen Möglichkeiten gängiger CAD-Systeme anbelangt.
Sind die notwendigen dreidimensionalen Eingaben gemacht, haben die Systeme dem Architekten
in Form von diversen Abfallprodukten einiges zu bieten: so gehört das Generieren von
Ansichten und Schnitten mittlerweile zum Pflichtprogramm gängiger Architekturpakete. Die
Darstellung von perspektivischen (Verdeckte-Linien)- Zeichnungen, fotorealistischen Bilder
oder gar Animationen stellt dagegen für viele Architekten auch weiterhin die Kür dar.
Aber die häufig als Spielzeug angesehenen bunten Bilder avancieren heutzutage immer
häufiger zu einem sehr wirkungsvollen Werkzeug bei der Akquise neuer Aufträge, beim Präsentieren von
Entwürfen oder zur Verkaufsunterstützung von beispielsweise Eigentumswohnungen; und sie
machen auf konstruktive Detailprobleme aufmerksam noch bevor auf der Baustelle geflickt
werden müssen. (Bild von Animotion, Achim)
Allerdings ändert sich bei der dreidimensionalen Projektbearbeitung auch die
Arbeitsweise gegenüber der konventionellen Planerstellung in vielfacher Hinsicht - der
Planer darf nun nämlich nicht mehr zeichnungsorientiert denken und arbeiten, sondern muß
gebäude- oder projektorientiert vorgehen. In Anbetracht der oben
genannten Visualisierungsoptionen oder einer angeschlossenen Massenermittlung, können
identische Geschosse in einem 3D-CAD-System nicht einfach weggelassen werden, während sie
im zweidimensionalen System nur alternativ beschriftet werden müssen. Und konsequent
angewendet, sind bei der Konstruktion eines dreidimensionalen Modells zu einem sehr
frühen Zeitpunkt bereits Angaben gefragt, die nach konventioneller Arbeitsweise noch
lange vernachlässigt werden könnten - gemeint sind zum Beispiel Brüstungs- und
Türhöhen, Fußboden und Deckenaufbauten oder lichte Raumhöhen und Trägerquerschnitte.
Gerade Büros, in denen Kopfarbeit (Entwerfen, Planen und Managen) und CAD-Eingabe nicht
integriert sind, werden sich mit diesem Umdenkprozess schwer tun (dieser Gesichtspunkt
wird unten noch einmal betrachtet ).
Niemanden wird es deshalb verwundern, wenn 3D-Systeme lange Zeit nur von den wenigsten
CAD-einsetzenden Architekten konsequent genutzt wurden - und immer noch eingesetzt werden?
(Architekturbüros sind eben auch Wirtschaftsunternehmen!) Selbst engagierte Protagonisten
fragen sich seit Jahren immer wieder, ob die paar genannten "Abfallprodukte",
den notwendigen Mehraufwand bei der Eingabe tatsächlich rechtfertigen.
Auf der Suche nach Methoden, die Produktivität und Attraktivität von
High-End-Programmen zu steigern, wurden sogenannte "Objekte", also Bauteile,
implementiert. Der Einsatz von Objekten kommt sowohl der zweidimensionalen Planerstellung
als auch der dreidimensionalen Modellierung zugute und erlaubt eine stärkere Kopplung
weiterführender Anwendungsbereiche an das CAD-System. Objekte werden die Kommunikation
zwischen allen am Bau beteiligten Parteien revolutionieren. Damit wiederum rücken
Möglichkeiten wie eine sinnvolle computergestützte Massenermittlungen, Wärmebedarfs-
und Schallschutzberechnungen oder Facility Management-Anwendungen auf der Basis von
CAD-Daten in greifbare Nähe.
3. Frischer Wind durch die Einführung von bauteilbezogenen
Objekten
Der Unterschied zwischen einfachen 3D-Elementen und architekturspezifischen Objekten
ist einfach zu erklären: In einem klassischen CAD-System werden Wände in der Regel in
Form von zwei oder mehr Linien (2D) bzw. Polygonen oder einer Platte (3D) abgebildet -
genauso wie Decken oder Dachflächen. Wandtypische Eigenarten wie Beschaffenheit,
Wandanschlüsse, Wandaufbauten, konstruktive, statische oder bauphysikalische Regeln haben
jedoch in der allgemeinen 3D-Struktur keinen Platz. Ist die Wand aber ein Objekt, dann
können ergänzende Beschreibungen sowie Planungs- und Realisierungs-Regeln hinterlegt und
bei Manipulationen berücksichtigt werden.
Mit dieser Technik sind dann auch Automatismen möglich, die zum Beispiel eine
bestehende Ziegelwand im CAD-System aufbrechen, wenn sie von einer Stahlbetonwand gekreuzt
wird. Oder anders herum: werden später beispielsweise alle Stahlbetonwände in leichte
Gipskartonwänden umgewandelt (warum auch immer!?), dann können zumindest theoretisch
alle kreuzenden Ziegelwände automatisch geschlossen und die Gipskartonwände
dementsprechend aufgebrochen werden. Dabei muß sich der Anwender darüber im Klaren sein,
daß ein objektorientiertes CAD-Programm zwar prinzipiell über die hier beschriebenen
Funktionen verfügen könnte - diese müssen aber keineswegs tatsächlich implementiert
sein. Noch ein weiteres Beispiel, das die Leistungsfähigkeit von Objekten näher
erläutert: eine als Objekt erstellte Treppe könnte immer automatisch das richtige
Steigungsverhältnis ermitteln, notwendige Podeste einbauen, die Verziehungsregeln
berücksichtigen, beim Erreichen einer Mindest-Kopfhöhe die Generierung eines
Treppenloches veranlassen und auch ein kindgerechtes Geländer nicht vergessen. Und wenn
sich dann die Geschoßhöhe ändert oder der Antritt verlegt werden muß, wird das Objekt
"Treppe" darauf zu reagieren wissen sofern es entsprechend programmiert
wurde.
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