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MYBAU AG, Congate
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E-Construction auf dem Bau
100 Branchenvertreter diskutierten "Bauvisionen 2001"
(3.5.2001) Zwei Jahre dauerte der Umbau des Kranzler-Ecks, und in der gesamten Zeit
verursachte die Baustraße des 230-Millionen-Mark-Projekts keinen einzigen Stau auf dem
Kurfürstendamm. Der Grund: ein über Internet gesteuertes Logistikkonzept. Für Jürgen
Knoll, Vorstand der Congate AG, Mannheim, zeigt das Berliner Beispiel, dass
Internetportale der Branche immense Möglichkeiten bieten. Indes sprachen die rund 100
Teilnehmer des Impulstags "Bauvisionen 2001" bei ROHRBACH ZEMENT neben den
Chancen auch mögliche Risiken der neuen Technologie an.
Branchenvertreter und IT-Experten diskutierten auf dem Impulstag, veranstaltet von
"Baudialog", das Thema "Internet und E-Commerce ... die Herausforderung
für die Baubranche!". Heute stelle sich nicht mehr die Frage, ob sich
Bauunternehmer, Baustoffhändler und Zulieferer auf virtuelle Geschäftsformen einlassen
sollten, so Rainer Breinbauer, Projektleiter des Bauportals MyBau.com, München. Vielmehr
gelte es nur noch, sich zwischen einem eigenen E-Business oder einer E-Allianz zu
entscheiden. "Für den Zusammenschluss spricht, dass die Teilnehmer dann mehrere,
intelligent miteinander verknüpfte Dienste nutzen können." So verspricht die MyBau
AG zukünftig die Möglichkeit, auf ihrem Portal Ausschreibungen in eine Datenbank zu
stellen, Preis- und Bieterspiegel zu generieren und vor allem in virtuellen Projekträumen
alle am Bau Beteiligten mit einem Instrument zusammenzuführen: "für sämtliche
Geschäftspartner zu jedem Zeitpunkt die richtigen Informationen." Digitalisierte
Pläne lassen sich einsehen und kommentieren, alle Entscheidungen und sämtliche Schritte
werden dokumentiert. So soll der Bauprozess optimiert werden, bleibt jedoch in seinem
grundsätzlichen Ablauf bestehen. "Wir möchten vorhandene Strukturen digital
abbilden und intelligenter machen", sagte Rainer Breinbauer.
Neue Aufträge durch Bauportale? Skeptische Töne angesichts solcher Zukunftsszenarien
waren indes von einem prominenten Gast zu hören. Friedrich Nowottny, der ehemalige
Intendant des Westdeutschen Rundfunks, wies auf eine gewisse Diskrepanz zwischen
technologischem Schein und ökonomischem Sein hin, die er im Laufe der Zeit beobachtet
hat. Jüngstes Beispiel sind die Dotcoms in der Krise. "Gestern noch auf stolzen
Rossen, heute kaum noch der Rede wert." Sich der neuen Medien zu bedienen, sei noch
kein Garant für unternehmerischen Erfolg. (Dass diese Skepsis mehr als berechtigt ist,
zeigen die jüngsten Insolvenzen von Protagonisten dieser Branche - gemeint ist bspw. iScraper; siehe Unternehmens-News 4/2001!) Doch
für Dr. Dieter Buss, Geschäftsführender Gesellschafter der BAUDIALOG GmbH,
Frankfurt/Main, führt nur ein Weg aus der Flaute in der Branche. "Wir müssen im
Bauen günstiger werden, damit sich Investitionen in Immobilien wieder lohnen."
Bauportale trügen zu einer Optimierung der Prozesskosten bei. Jürgen Knoll, dessen
Congate AG gerade mit MyBAU.com fusioniert wird, ist derselben Meinung: "Jetzt gilt
es, sich markant von seinem Mitbewerber zu unterscheiden." - Bevor die Bilfinger +
Berger Bauaktiengesellschaft die Congate AG gründete, hat Jürgen Knoll dort den
Zentraleinkauf geleitet. In dieser Position hatte er den Äußerungen zufolge
festgestellt, dass die Verkäufer über zu wenig Daten verfügen und Medienbrüche die
Beschaffungsprozesse behindern würden. Inzwischen könnten die Mitarbeiter aber per
Intranet auf der Baustelle über Materiallieferungen informiert werden. Außerdem seien
vor- und nachgelagerte Schritte digital einzusehen - E-Construction nennt er die
Baustellen-Variante des E-Business.
Wirklich eine sichere Sache? Wenn ein Portal jedoch für alle Marktteilnehmer offen
ist, kann es dann den einzelnen Unternehmen überhaupt Datensicherheit garantieren?
"Wir haben noch nicht einmal ein sicheres Homebanking", so Uwe Büchele,
Technischer Leiter der Heber-Terramix GmbH & Co. KG. Die Datensicherheit sei für den
Ruf eines Bauportal überlebensnotwendig, entgegnete Rainer Breinbauer. "Über die
Technik verfügen wir. Sie ist im Markt platziert. Der Unsicherheitsfaktor ist in den
meisten Fällen der Mensch." Jürgen Knoll: "Über unsere Datenbank sind auch
ganz geschlossene Ausschreibungen möglich." Schon heute gebe es den informellen
telefonischen Austausch über Ausschreibungen. Die Gefahr der Indiskretion habe also
nichts mit der Technik zu tun. Ein weiterer Grund spreche für die Sicherheit des von
MyBau und congate konzipierten Portals: Anteilseigner sind Bilfinger + Berger und die
STRABAG-Gruppe, weitere Investoren werden hinzukommen. Keines der Unternehmen hätte sich
auf das Projekt eingelassen, wenn es dem Mitbewerber Einblick in die eigenen Geschäfte
gewähren würde."
Anmerkung dazu: Wenn Bilfinger + Berger sowie die STRABAG- Gruppe nach
eigenem Bekunden "sich nicht auf das Projekt eingelassen hätten, wenn es dem
Mitbewerber Einblick in die eigenen Geschäfte gewähren würde", dann wird man im
Umkehrschluß auch nicht wirklich erwarten können, dass sich die MyBAU-Plattform zu viel
mehr entwickeln wird, als einem geschlossenen Extranet dieser Partner- Firmen. Dieses
Dilemma teilt sich die MyBAU AG natürlich mit allen anderen Internet-Marktplätzen,
hinter denen ebenfalls große Bauunternehmen oder Projektentwickler stehen - also
beispielsweise eAECglobal bzw. Hochtief oder baulogis bzw. Walter Bau. Jeder
Projektverantwortliche, der nicht mit einer dieser Firmen verbandelt ist, muß doch das
Gefühl haben, dass ihm die Konkurrenz jederzeit in der Karten gucken kann, wenn er ein
Projekt über eine dieser Plattformen abwickelt.
Hintergrundinfo: Mitte 1996 entstand die Idee, eine
Informationsplattform für Vertrieb und Marketing in der Baubranche bereitzustellen. Die
Gesellschaft BAUDIALOG, Frankfurt/Main, widmet sich dieser Aufgabe mit
branchenorientierten Tagungen, Veröffentlichungen und Studien. Zusammen mit ROHRBACH
ZEMENT lud sie in diesem Frühjahr Experten aus der IT- und aus der Baubranche ins
Dotternhausener Werkforum ein. Unter der Leitung des ehemaligen WDR-Intendanten Friedrich
Nowottny diskutierten Rainer Breinbauer, MyBau.com AG, München, Jürgen Knoll, Bilfinger
Berger / congate AG, Mannheim, und der Internetpublizist Tim Cole mit rund 100 Teilnehmern
die Zukunftstrends Internet und E-Commerce. |