IBPM mit AWARO: 18.000 m³ Wohnraum in 28 Wochen
(27.10.2004) Ist bereits bei größeren Bauvorhaben der Einsatz
IBPM-Lösungen
zum Standard geworden, so können sogenannte "virtuelle
Projekträume" auch
bei Wohnungsbauprojekten gewinnbringend eingesetzt werden.
In Pforzheim entstand in unmittelbarer Nähe der
Fachhochschule ein neues
Studentenwohnheim. Die beiden Baukörper mit insgesamt 18.000 m³ BRI bieten
für 230 Studierende eine Unterkunft in 180 Appartements und 48 Zimmern.
Besonderes Merkmal dieses Bauvorhabens mit einer
Bausumme von ca. 5 Mio. €
ist die kurze Bauzeit: In nur 16 Wochen wurde der geschlossene
Rohbau
des
Gebäudes mit
Fenstern,
Wärmedämmverbundsystem und
Dacheindeckung sowie die gesamte
haustechnische Installation erstellt. So konnte bereits in der zwölften
Woche nach Baubeginn die
Heizung in Betrieb genommen werden und in zwölf weiteren Wochen erfolgte
die Fertigstellung des
Ausbaus.
Integrale Planung
Um diese kurze Ausführungszeit zu erreichen, setzen die Planer um Architekt
Heinz Maier aus Stutensee bei Karlsruhe im Wesentlichen auf zwei
Technologien. Ca. 80% des gesamten Gebäudes wurde vorgefertigt sowie der
gesamte Prozess durch den Einsatz einer internetbasierten Projektmanagementlösung (IBPM) optimiert.
Zur Vorfertigung gehören
Wandelemente mit bereits im
Fertigteilewerk eingelegter
Wandheizung und
Elektroinstallation ebenso wie raumhohe
SanitärinstallationsWände.
Diese Bauweise sprengt die Grenzen der klassischen Gewerkeeinteilung und
setzt eine integrale Planung voraus. Da nachträgliche Änderungen auf der
Baustelle nicht mehr möglich sind, mußten alle an der Planung
Beteiligten die Daten reibungslos austauschen können und stets auf dem
aktuellen Planungsstand sein.
Der virtuelle Projektraum
Genau hier setzt die Frankfurter AWARO GmbH mit ihrem Konzept des virtuellen
Projektraums an. projectSphere stellt eine gemeinsame webbasierte Plattform
mit einer Kooperationsinfrastruktur zur Verfügung. Diese ist speziell auf
die Anforderungen unternehmensübergreifender Bauplanungs- und
Ausführungsprozesse abgestimmt. Eine webbasierte Oberfläche bietet den
Partnern Zugriff auf alle notwendigen Projektressourcen und integriert die
zur Koordination benötigten Kommunikations- und
Projektmanagementfunktionalitäten.
Grundlegende Voraussetzung für eine erfolgreiche Projektabwicklung sind
klare und verbindliche Festlegungen, die das Zusammenspiel der verschiedenen
Beteiligten regeln. Diese sind im virtuellen Projektraum direkt in Form
einer Projektorganisation, von Berechtigungsprofilen, Kommunikationsregeln
sowie Basisstrukturen und Qualitätsvorgaben für das Informationsmanagement
zu konfigurieren. Dieses Vorgehen erleichtert von Anfang an die Aufgabe der
Projektkoordination und sorgt für eine vereinfachte Bedienung, da sich die
Benutzeroberfläche den Vorgaben entsprechend anpasst und dem Benutzer bei
Routineaufgaben assistiert. So ist der virtuelle Projektraum mehr als eine
reine Kommunikationsplattform zum Austausch von Daten.
Das System ist modular aufgebaut und besteht aus sieben Funktionsmodulen.
Diese decken alle relevanten Kernaspekte wie Dokumenten- und Planmanagement,
Kommunikation und Schriftverkehr, Terminverwaltung sowie Benutzermanagement
ab. Das Prozessmodul erlaubt die Planung von Besprechungen und
Tagesordnungen und bietet mit seinem datenbankgestützten Protokollgenerator
ein Steuerungsinstrument. Trotz seiner Funktionsvielfalt ist das System
einfach zu bedienen, denn bei der Entwicklung wurde besonders auf die
logische und konsistente Gestaltung der Bedieneroberfläche geachtet.
Reibungslos und klar strukturiert
Das Projekt "Studentenwohnheim FH Pforzheim" umfasste bis zu 36 aktive
Anwender, die für ihre tägliche Arbeit die zentrale Projektplattform
nutzten. Um die unterschiedlichen Rollen im Projekt zu berücksichtigen,
waren sie in eine klare Organisationsstruktur aus Projekt- und
Verteilergruppen eingeordnet, aus dem sich ein jeweils individuelles
Funktionsprofil ableitete.
Der zentrale Datenpool und das Archiv umfassten über 3000 Pläne und
Dokumente mit einem gesamten Datenvolumen von ca. 1 GB. Die vom
Projektmanagement bevorzugte phasenweise Strukturierung mit einem für alle
zugänglichen Bereich sorgte für ein schnelles und zielgerichtetes Auffinden
der Informationen. Vom System automatisch überwachte Format- und
Bezeichnungsvorgaben halfen von Anfang an mit, Kompatibilitätsprobleme zu
minimieren. Die Übertragung der Daten vom PC auf die Plattform bereitete
keinem der Partner Probleme. Selbst große Dateien konnten aufgrund der
automatischen Komprimierung schnell und sicher in den Datenpool eingestellt
und wieder heruntergeladen werden.
Das interne Mailsystem ermöglichte die nachvollziehbare Kommunikation mit
den Projektpartnern und benachrichtigte diese auch automatisch bei
Änderungen im Datenpool oder bei neuen Terminen. Selbstverständlich ließen
sich die Nachrichten auch auf die persönlichen E-Mail Adressen weiterleiten.
Über die digitale Bereitstellung im öffentlichen Bereich konnten sich die
Bewerber die Ausschreibungsunterlagen im GAEB sowie im PDF-Format
herunterladen. Ergänzend hierzu wurden dort auch der Baufortschritt über
automatisch archivierte Webcam-Bilder sowie Pressemitteilungen und
Informationen über die Projektpartner öffentlich präsentiert.
Die Projektkultur verändert sich
Ein solches Werkzeug bleibt freilich nicht ohne Auswirkung auf die Art und
Weise der Projektabwicklung. So führte die Arbeit mit der Plattform auch zu
einer aktiveren Rolle aller Beteiligten, inklusive des Bauherrn. Während bei
konventionellem Verlauf Planungsergebnisse oft erst am Ende einer
Planungsphase zusammengetragen werden, waren bei diesem Projekt von Anfang
an alle Beteiligten über den jeweiligen Stand informiert. Dadurch wurden
stärker als bisher gemeinsam Lösungen erarbeitet und Konflikte bereits in
einem frühen Stadium erkannt und gelöst.
Ebenso verringerte sich durch den Einsatz des Systems deutlich der
Administrationsaufwand für alle Beteiligten. Während des gesamten
Projektverlaufs war lediglich einmal pro Woche ein gemeinsamer Termin von
ca. drei Stunden nötig. Dieser konnte zudem direkt im System über
datenbankgestützte Tagesordnungen und Protokolle optimal vorbereitet und
dokumentiert werden. Die weitere Kommunikation wickelten die Beteiligten
ausschließlich über die Projektplattform ab.
Es lohnt sich
Verbindliche und klare Projektstrukturen unterstützen von Anfang an die
Aufgabe des Projektmanagements und führen zu koordinierterem Vorgehen. Eine
reibungslose und effiziente Kommunikation sowie nachvollziehbare Vorgänge
führen zu einer erheblichen Zeit- und Kosteneinsparung. Alle Beteiligten
haben jederzeit Zugriff auf aktuelle Informationen im strukturierten
Datenpool, der sich bei Projektabschluss einfach in eine hochwertige
digitale Dokumentation überführen lässt. Neue Projektmitglieder lassen sich
schnell ins Projekt einbinden. Angesichts dieser Vorteile wird klar, dass
die Kosten für den virtuellen Projektraum von ca. 0,2% der Bausumme gut
angelegt sind.
Querverweis:
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