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Darstellung und Visualisierung |
die dritte Dimension im WWWIn der dritten Dimension sieht die Welt des World Wide Webs kaum anders aus als in der zweiten: verschiedene Formate und Plug-Ins, jedes mit spezifischen Vor- und Nachteilen versehen, kämpfen um die Gunst der Gastgeber (und Gäste) im Internet. Unangefochtener Platzhirsch im dreidimensionalen weltweiten Netz war lange Zeit das VRML-Format ("Virtual Reality Modeling Language"): es ist seit Jahren etabliert und wird von fast allen ernstzunehmenden CAD- und Visualisierungs-Programmen - wie z.B. 3D-Studio MAX - unterstützt. Gleiches gilt für alle gängigen Browser: ausgereifte VRML-Plug-Ins (z.B. Live3D) werden in der Regel standardmäßig mitgeliefert. VRML-Modelle können somit fast problemlos mit Hilfe eines Plug-Ins in Real-Time gedreht und gewendet werden - siehe Beispiele:
Zwischenzeitlich hat das "Wörmel"-Format (ist leichter auszusprechen als "V-R-M-L") harte Konkurrenz bekommen: Zu den jungen Wilden gehören u.a. die O2C-Technologie der deutschen mb-Software AG und das Metastream-Format von MetaStream.com, einem Joint Venture von Computer Associates und MetraCreations. Während sich Metastream aufgrund diverser Allianzen in der 3D-Ecke des WWW schon ziemlich breit gemacht hat und neben VRML zum zweiten Standard für die Visualisierung von 3D-Modellen im Web avancieren könnte, muß sich die O2C-Technologie noch ziemlich abstrampeln, um national wie international als etabliert gelten zu können; zumal mb-Software (noch) kein O2C-Plug-In für MacIntosh-Computer im Angebot hat (Stand 31. Oktober 1999), was aber als Mindestanforderung für den anvisierten E-Commerce-Markt gilt. Im Prinzip haben also noch alle 3D-Formate - auch die ungenannten - das Potential, das
Rennen um die 3D-Krone positiv für sich zu entscheiden, wenngleich sich überhaupt der
Wert von 3D-Modellen im Internet noch beweisen muß: Denn trotz kompakter Dateiformate
werden für ein bißchen Drehen und Wedeln in der dritte Dimension Datenpakete in nicht
unerheblichem Ausmaß durch das Internet bewegt und die Darstellung ist trotz Einsatz
aufwendiger Texturen selten "photorealistisch". |
IBR - die Alternative in der dritten Dimension?Aus diesem Dillemma könnte für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen eine Technik führen, die "Image-based Rendering" (IBR) heißt. Sie kommt ohne 3D-Modelle aus und erzeugt statt dessen aus Fotographien realer Objekte bzw. computergenerierten Bildern interaktive Panoramen (im Glossar gibt es dazu ein konkretes Beispiel). 1980 hatte A. Lippman die Idee, auf einer Video-Disk eine Vielzahl von Ansichten einer Szene zu speichern. Das "Movie-Map" genannte Verfahren wählte je nach Position eines Betrachters das geeignete Bild aus und zeigte es auf dem Bildschirm an. Leider scheiterte damals dieses Verfahren am benötigten Speicheraufwand. Das Konzept zeigt allerdings einen interessanten Ansatz, denn es verzichtet gänzlich auf geometrische Informationen. Hier setzt Image-based Rendering an: Statt aber die Festplatte mit Bildern eines Objektes aus möglichst vielen Ansichten voll zu packen, versucht man aus wenigen Aufnahmen zusätzliche Ansichten zu berechnen. IBR kann als junges, aber dynamisches Forschungsgebiet erstaunliche Erfolge vorweisen. Aus nur wenigen Bildern (12 und 18 pro 360°-Panorama) erzeugen IBR-Techniken auch auf durchschnittlichen Rechnern schnell weitere Bilder. Apple QuickTime VR - eine Plug-In-Lösung - gilt als eines der ersten und bekanntesten Ergebnisse der IBR-Forschung. Eine möglicherweise mit Blick auf die Zielgruppe zu favorisierende Java-Lösung gibt es mit PhotoVista von LivePicture. Die Bilderzeugung mit dem Image-based Rendering besteht in der Regel aus drei Schritten:
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FAZIT und Ausblick: Alles im allen bietet das Internet und ganz speziell das World Wide Web Mechanismen, die in dieser einzigartigen Kombination aus Aktualität, Interaktion und multimedialer Erscheinung von keinem anderen Medium überboten werden können - nicht vom Fernsehen, einer CD-ROM oder papiernen Medien. Vieles davon kann auf der Web-Site eines Planungsbüros sinnvoll zum Einsatz kommen:
Die technischen Grenzen ergeben sich letztendlich aus den Möglichkeiten der jeweiligen Programme, die die Internet-gerechten Formate für die im Web darzustellenden Präsentationen erzeugen müssen. Davon unabhängig muß entschieden werden, ob mit Blick auf die Zielgruppe für besondere Zwecke Plug-Ins oder Java-Applets eingesetzt werden können - oder ein irgendwie gearteter Standard die gewünschten Inhalte wiedergeben kann. Als Faustregel kann gelten:
Viele Internet-gerechte Datei-Formate bzw. Technologien wurden in diesem Artikel nicht erwähnt - so z.B. die Formate zur Distribution von Animationen und kleinen Filmchen (siehe Quicktime, MPEG und Videostreaming) oder Musik bzw. Sounds (MP3). Ihr Nutzwert auf seriösen Architektur-Sites vor dem Hintergrund immer noch realitv träger Übertragungsraten ist aber fraglich. Andere Formate - zum Teil interessante Entwicklungen mit viel Potential - stecken Ende 1999 noch in den Kinderschuhen; dazu gehört beispielsweise das aecXML-Format (siehe www.aecxml.org) sowie ganz generell die Verknüfung von Datendarstellung und Datenaustausch. Möglicherweise kommen damit auch die IAI bzw. das IFC-Format sowie das O.P.E.N.-Konzept der Nemtschek AG wieder ins Spiel. Da muß man abwarten .... Die Zukunft wird aber in jedem Fall den Standards gehören, wie sie vom World Wide Web Consortium (W3C) oder vergleichbaren Firmen-Allianzen festgelegt werden, damit der Anwender uneingeschränkt mit jeder Art von Hard- und Software alle angebotenen und gewünschten Inhalte einsehen kann:
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© Alfons Oebbeke,
Neustadt 1997 - 2001 |