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Congate und MYBAU.COM schließen sich zum
lnternet-Marktplatz für die Bauwirtschaft zusammen
(30.1.2001) Die Konzerne Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft (Mannheim),
Nemetschek AG (München) und STRABAG AG (Köln) wollen gemeinsam das führende
Internet-Portal für die Bauwirtschaft etablieren. Die Vorstände der drei Unternehmen
haben heute in einer Pressekonferenz in München die Struktur der neuen Gesellschaft und
die Zukunftspläne vorgestellt: Damit werden wir die Bauwirtschaft revolutionieren
und neue Maßstäbe im E-Business setzen. Wir werden eine ideale Basis für die
Kombination von traditionellem Offline- und hochmodernem Online-Business schaffen.
Die Partner formulierten gleichzeitig ehrgeizige Ziele: Im Jahre 2002 soll das Unternehmen
bereits einen Jahresumsatz von 40 Mio. DM erzielen und im Geschäftsjahr 2003 erste
Gewinne erwirtschaften.
Die Ausgangssituation: Congate und MYBAU bisher im Wettbewerb
Das jetzt beschlossene Gemeinschaftsunternehmen firmiert voraussichtlich als MYBAU AG.
Es entsteht durch die Verschmelzung der MYBAU.COM AG, einer Tochtergesellschaft der
Nemetschek AG auf die Congate AG, einem Tochterunternehmen der Bilfinger + Berger
Bauaktiengesellschaft und der STRABAG AG.
Die Congate AG wurde von Bilfinger + Berger im Jahre 2000 gegründet, mit Sitz in
Mannheim. Die STRABAG AG hat sich als gleichberechtigter Partner daran beteiligt.
Con" steht für Construction, gate" für Portal. Vorstand des
Unternehmens ist Jürgen Knoll, beschäftigt werden zur Zeit 20 Mitarbeiter. Seit Herbst
2000 werden vor allem Online-Anwendungen der beteiligten Unternehmen betrieben.
Die MYBAU.COM AG wurde im Mai 2000 von der Nemetschek AG gegründet, hat ihren Sitz in
München und beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. MYBAU.COM ist seit Herbst 2000 mit ersten
Produkten "am Netz" und wird vom Vorstand Thomas Deutschmann geleitet.
Das Jointventure: Verschmelzung und weiteres Kapital
Durch die Verschmelzung der MYBAU.COM auf die Congate AG, rückwirkend zum 1. Januar
2001, entsteht aus den beiden bisher selbständigen Unternehmen die neue MYBAU AG. Das
dazu notwendige Kartellprüfungsverfahren läuft, alle Beteiligten rechnen mit der
Zustimmung der Kartellbehörde. Die drei Partner halten je ein Drittel der
Gesellschaftsanteile, an finanziellen Mitteln sind 30 Mio. Euro geplant. Der neue Vorstand
des Unternehmens besteht zunächst aus Thomas Deutschmann und Jürgen Knoll. Der Sitz des
Unternehmens wird München sein, ein weiterer Standort bleibt in Mannheim, dem bisherigen
Sitz der Congate AG. Darüber hinaus verfügt das neue Unternehmen mit der 70 Prozent
Beteiligung an der Infotechno GmbH auch über einen Standort in Österreich. "Mit
dieser Transaktion ist es uns gelungen, zwei sehr innovative Unternehmen zusammenzuführen
und ihre Stärken zu bündeln. Mit dem Know-how, den Fachleuten und der Kapitalausstattung
wird die MYBAU AG sofort zu einem 'Big Player' im E-Business der Bauwirtschaft", so
die Vorstände.
Der Markt: Großes Potenzial E-Business
Der weltweite Markt für E-Business wächst mit Riesensprüngen. Nach Schätzungen der
Boston Consulting Group wird das B2B E-Commerce-Volumen von insgesamt 177 Mrd. in
2000 auf 422 Mrd. in 2003 steigen. Haupttreiber ist dabei das Internet. Insgesamt
werden im Jahr 2003 14 Prozent des gesamten Handelsvolumens zwischen Unternehmen
elektronisch abgewickelt, so schätzen die Unternehmensberater. Auch der Markt für die
MYBAU AG ist groß: Allein in Deutschland gibt es 80.000 Architekten, 30.000 Ingenieure,
65.000 Bauunternehmen, 230.000 Unternehmen des Baunebengewerbes sowie des Handwerks und
70.000 Hausverwaltungs- und Immobilienmanagement-Unternehmen. Angesichts eines Bauvolumens
von 250 Mrd. in Deutschland erscheint ein prognostiziertes Volumen von 250 Mio.
Dienstleistungsumsatz im E-Business so die Vorstände nicht
unrealistisch.
Die Zukunft: Ehrgeizige Ziele
Die Gesellschafter der MYBAU AG gehen mit großen Erwartungen und ehrgeizigen Zielen in
das neue Projekt. "Wir erwarten eine sehr schnelle Etablierung dieser Plattform. Zum
einen handelt es sich bei den Gesellschaftern um erfahrene und erfolgreiche Unternehmen,
die hohes Ansehen in der Branche genießen und über ein breites Know-how verfügen. Zum
anderen bietet die MYBAU alle technischen Voraussetzungen, um bereits kurzfristig reale
Geschäfte im Internet zu tätigen. Das macht uns optimistisch", so die Vorstände.
Die drei Unternehmen können dabei auf ein großes, über Jahre gewachsenes
Kundenpotenzial zurückgreifen: Die Nemetschek AG erreicht mit rund 160.000 Kunden 125
Mio. Umsatz, die Bilfinger + Berger Bauaktiengesellschaft und STRABAG AG und
Bauholding erwirtschaften mit jeweils 60.000 Geschäftspartnern 10,5 Mrd. Umsatz.
Für das Geschäftsjahr 2001 plant die MYBAU AG einen Umsatz von 2,5 Mio. , im
Jahre 2002 soll der Umsatz bei 20 Mio. liegen. Im Jahr 2003 rechnet man erstmals
mit einem positiven Ergebnis. Im Laufe der nächsten drei Jahre wollen die Gesellschafter
massiv in den Ausbau und in die Internationalisierung investieren. Das Unternehmen bleibt
offen für weitere Allianzen und Partner.
Bemerkung: Bereits viele Firmen haben sich an ihren E-Commerce-Plänen
und B2B-Plattformen bzw. -Portalen die Zähne ausgebissen - und das in allemal einfacheren
Massen- und Consumer-Märkten. Nicht zuletzt stellte der jüngste Forrester-Report fest,
dass "B2B-Marktplätze auf schwachen Beinen stünden" (siehe Internet-News 1/2001 und passend
"Preisverfall bei Online-Kunden" im Glossar
unter "Dot-COM").
Gerade im Baubereich, der viel unstrukturierter aufgestellt ist als die meisten anderen
Branchen und nicht durch satte Margen besticht, könnte es deshalb besonders schwierig
werden, bei virtuellen Abwicklungen realer Geschäfte Fuß zu fassen. Allerdings gewinnt
MYBAU.COM durch die neue Konstellation eine reale Komponente. Trotzdem:
- Die MYBAU AG ist nicht alleine auf dem Markt (siehe Internet-News
2/2000 und BAULINKS).
- Werden die Konkurrenten von Bilfinger + Berger sowie STRABAG über ein Portal Baustoffe
bestellen sowie Dienstleistungen nutzen, dass von ihren Wettbewerbern kontrolliert wird?
Muß deshalb das MYBAU.COM-congate-Portal nahezu zwangsläufig eine interne Lösung
bleiben?
- Hätten also nicht vielmehr Plattformen eine Chance, die sowohl aus Sicht der Hersteller
wie auch für die Kunden neutral sind?
- Eine zentrale Frage scheint hier (noch?) unbeantwortet: Wer liefert eigentlich den
virtuell bestellten Sack Zement aus? Wären nicht eigentlich Firmen, die über eine
bestehende reale Logistik verfügen, für diesen Markt / diese Anforderungen viel
prädestinierter? (Was macht z.B. Raab Karcher?)
- Können Geschäfte im Bau-Bereich überhaupt generalisiert werden? Beratungen,
Einzelanfertigungen, Schauen & Fühlen sowie individuelle Rabatt-Strukturen sind nur
schwerlich im Web abzubilden.
- Ist die Baubranche mit ihren konservative, eingefahrenen sowie etablierten Strukturen
und Beziehungen - Stichworte: Lieferantentreue oder auch Bakschisch - eigentlich schon
bereit für virtuelle, anonyme Geschäfte?
Während man in anderen Branchen diversifiziert und sich Spezialisten bedient (siehe
z.B. Zulieferindustrie in der Automobil-Industrie), versuchen sich hier die Protagonisten
als Generalisten. Ob das Sinn macht? |