siehe
auch:
Nemetschek |
|
Zuversicht in der Nemetschek AG
(21.3.2002) Die Nemetschek AG hat durch die Krise in der Bauwirtschaft und durch die
Investitionszurückhaltung bei Informationstechnologie ihre Umsatz- und Ergebnisziele im
Geschäftsjahr 2001 nicht erreicht. Wie bereits im Februar gemeldet, erzielte der Konzern
einen Umsatz von 124,4 Mio. EUR (Vorjahr: 126,6 Mio. EUR).
- Das Betriebsergebnis beläuft sich auf minus 35,5 Mio. EUR sowie
- ein EBIT von minus 4,4 Mio. EUR vor Sonderwertberichtigungen
(Vorjahr minus 1,3 Mio. EUR) und
- ein EBITDA von 6,2 Mio. EUR (Vorjahr: 8,4 Mio. EUR).
Mit nunmehr 42,0 Mio. EUR konnten die Münchner den Auslandsanteil am Umsatz übrigens
steigern (Vorjahr: 34,4 Mio. EUR); der Auslandsanteil am Gesamtumsatz lag demnach bei 34
Prozent (Vorjahr 27 Prozent).
Wie Vorstandsvorsitzender Gerhardt Merkel auf der Bilanzpressekonferenz in München
berichtete, zeigen sich zum einen konkrete Auswirkungen des umfangreichen
Restrukturierungsprogrammes, das seit Mitte 2001 läuft und jährliche Entlastungseffekte
von rund 15 Mio. EUR bringt (siehe auch Meldung vom 17.8.2001: "Nemetschek
AG forciert Restrukturierungsprogramm und schafft Basis für zukünftiges Wachstum").
Zum anderen greifen Maßnahmen im operativen Geschäft durch gravierende Veränderungen in
Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung. Wesentliches Element dieser Strategie ist die
Konzentration auf das Kerngeschäft mit Software für die Bereiche Planen, Bauen, Nutzen.
Gerhardt Merkel: "Unsere Aufgabe ist es, die Stärken des Unternehmens in der
Bauwirtschaft und angrenzenden Gebieten neu herauszustellen und die Kompetenzen und
Erfahrungen aus 30 Jahren Tätigkeit in diesem Metier zu nutzen." Aktivitäten in
fremden Geschäftsfeldern sollen nicht forciert werden.
"Die Gesamtlage für das Unternehmen war schwieriger als vermutet. Aber wir haben
in den zurückliegenden Monaten bereits viel erreicht und die Weichen richtig gestellt.
Diesen Kurs müssen wir konsequent fortsetzen, dann werden wir Ende 2002 deutliche
Verbesserungen feststellen. 2003 schaffen wir dann endgültig den Turnaround", so
Gerhardt Merkel auf der Bilanzpressekonferenz in München. Vier Kernpunkte seien auf den
Weg gebracht:
1. Kostenreduzierung: Der Vorstand hat seit Mitte letzten Jahres eine
drastische Kostensenkung durchgeführt. Kernstück ist ein Netto-Personalabbau von 150
Mitarbeitern: Der Personalstand per 31.12.2001 im Konzern betrug 1017 Mitarbeiter. Dies
allein sorgt im laufenden Geschäftsjahr für eine Kostenentlastung von rund 6 Mio. EUR.
Zusammenführung von Gesellschaften, Schließung von Büros und Niederlassungen, Reduktion
externer Beratung und Dienstleistung etc. führten 2001 bereits zu einer Entlastung von
rund 6 Mio. EUR, der allerdings rund 2,5 Mio. EUR Restrukturierungsaufwand entgegen stand.
Der volle Effekt des Sparpaketes wird im Jahr 2002 eintreten und rund 15 Mio. EUR
betragen. Auch die Fusion der Online-Plattform Mybau mit der Congate AG im Januar 2001
gehört zu dieser Strategie: Neben Nemetschek halten die Firmen Bilfinger & Berger
sowie Strabag AG je ein Drittel der Gesellschaftsanteile, was kurz- und mittelfristig zu
einer deutlichen Liquiditätsentlastung im Konzern führt (wir berichteten).
2. Organisationsveränderung: Die Integration von
Tochtergesellschaften in den Konzern, die Zusammenlegung von Firmen und die Schaffung bzw.
Nutzung von Synergien sind zentrale Elemente der Organisationsveränderungen, die seit
Mitte 2001 durchgeführt werden. Ein konkretes Beispiel ist die Fusion der
Tochtergesellschaft IBD und Henke & Partner zur Nemetschek Bausoftware GmbH, die zum
01.01.02 wirksam wurde (wir berichteten) und im laufenden Geschäftsjahr zu einer
Kosteneinsparung von rund 1 Mio. EUR führen wird. Ein weiteres Erfolgsbeispiel ist
Nemetschek North America, die frühere Diehl Graphsoft, die Anfang 2000 akquiriert wurde (wir berichteten):
Durch die wesentlich engere Anbindung an die Konzernzentrale und die Erfahrung des neuen
Managements mit amerikanischen Firmen ist es gelungen, die Tochtergesellschaft im
vergangenen Jahr in die Gewinnzone zu führen. Das Unternehmen mit Sitz in Maryland
erzielte 2001 das beste Ergebnis in der Firmengeschichte. Merkel: "Ein klarer Beweis,
das wir auf dem richtigen Weg sind." Zur Organisationsveränderung gehört auch die
"Rückbesinnung" und volle Konzentration auf das Software-Kerngeschäft Planen,
Bauen, Nutzen.
3. Managementerneuerung und Vertriebsoffensive: "Die neuen Leute
bringen die Innovationen, die der Konzern dringend braucht", so Merkel zum Umbau der
Führungsmannschaft im Konzern. Seit Frühjahr 2001 wurden wesentliche Leitungsfunktionen
neu besetzt. Mit der jahrzehntelangen Erfahrung in der Software-Abbildung des Bauprozesses
und dem neuen Know-how aus internationalen IT-Konzernen soll diese Führungsmannschaft die
Nemetschek AG stärker zu einem Lösungsanbieter entwickeln. "Die konzernweite
Vertriebsoffensive ist eingeleitet und wird zu einer höheren und besseren Ausschöpfung
des Marktpotentiales führen," so Merkel. Auch im Ausland werden die
Vertriebsaktivitäten ausgebaut. Konkretes Beispiel: In Großbritannien, einem der
wichtigsten europäischen Märkte für Bausoftware, wurde im November die Nemetschek UK
Ltd. gegründet (wir berichteten).
4. Produkt- und Marketinginnovationen: Zentrales Element der
Aktivitäten sind neue Produkte und Dienstleistungen des Konzerns. Merkel: "Wir
müssen kreativer, schneller und flexibler werden als in der Vergangenheit. Wir brauchen
Erfolge im Markt."
Seit Jahresanfang wurde der gesamte Marktauftritt des Nemetschek-Konzerns auf eine neue
Grundlage gestellt. Umfangreiche Werbemaßnahmen, ein neues Messekonzept u.a. mit dem
Verzicht auf die CeBit und der Fokussierung auf Fachmessen, klar formulierte Botschaften
für Schlüsselkunden und überarbeitete Online-Aktivitäten stehen im Mittelpunkt. Mit
einem Marketingbudget von knapp 5 Mio. EUR allein in der Nemetschek AG sollen langjährige
Kunden neu motiviert und potenzielle Neukunden gewonnen werden. Unter der Leitung von
Technik-Vorstand Hilpert sollen schnellstmöglich modernisierte bzw. neue Produkte
vorgestellt werden, um so auch die Innovationsfähigkeit wieder unter Beweis zu stellen.
Im vierten Quartal 2001 wurden bereits gute Erfolge erzielt mit den CAD-Programmen Allplan
LT und Allplot LT (siehe "CAD-Kernfunktionalitäten
zum günstigen Preis: Nemetschek präsentiert neues Planungsprogramm" vom
7.11.2001). In der ersten Jahreshälfte 2002 werden dem Markt neue Versionen bewährter
Kernprodukte vorgestellt. Im zweiten Halbjahr kommen neue Lösungen, u.a. für die
Optimierung der Office-Produktivität im Planungsumfeld, für die Prozessoptimierung in
der Bauverwaltung und ganzheitliche Lösungen für den Bereich Nutzen.
Unter dem Begriff CREM (Corporate Real Estate Management) wird der Nemetschek Konzern
hierzu erstmalig ein ganzheitliches Lösungs-Portfolio für die Bereiche
Liegenschafts-Verwaltung, kaufmännisches Immobilien-Management, Portfolio-Management und
technisches Immobilien-Management vorstellen. Die neu firmierte Nemetschek Speedware GmbH
& Co KG (wir berichteten) wird
hierbei eine tragende Rolle übernehmen. Eine ganzheitliche Lösung für das -
vielversprechende aber komplexe - Segment "Nutzen" soll im Markt
einmalig sein und wird durch den Begriff CREM seitens der Nemetschek AG geprägt werden.
Die damit verbundene weitere Forcierung des Lösungsgeschäftes wird maßgeblich durch den
neugeschaffenen Key Account-Vertrieb umgesetzt. Die segmentbedingten, längeren Projekt-
und Verkaufs-Zyklen sind mittel- bis langfristig zu planen, so dass die erwarteten Erfolge
sich gegen Ende des laufenden Geschäftsjahres, bzw. 2003 und darüber hinaus einstellen
werden.
Ausblick: Vorsichtiger Optimismus
Die Kernkompetenzen der Nemetschek AG sind seit über 30 Jahren in den Märkten Planen,
Bauen und Nutzen. Dabei lag der Schwerpunkt stets deutlich im Segment Planen: Im
Geschäftsjahr 2001 erzielte der Konzern hier rund 87 Mio. EUR Umsatz, das entspricht rund
70 Prozent des Gesamtumsatzes. Schnell ausgebaut werden müssen nach Auffassung des neuen
Vorstandsvorsitzenden die Bereiche "Bauen" und "Nutzen"
- mit 16 Mio. EUR bzw. 10 Mio. EUR Umsatz bisher erheblich vernachlässigt. Gerade das
Geschäftsfeld "Nutzen" gewinne in Zukunft neue Bedeutung: Große
Immobilien im In- und Ausland müssten wirtschaftlich sinnvoll genutzt und professionell
gemanagt werden. Merkel: "In diesem Umfeld hat der Name Nemetschek einen
erstklassigen Ruf. Deshalb brauchen wir schnell Software-Lösungen für diese
Zielgruppe." Mit der sukzessiven Umsetzung der Pläne rechnet der Vorstand noch im
Laufe des Jahres, mit ersten Erfolgsmeldungen im Jahr 2003. Angesichts der nach wie vor
schwierigen Rahmenbedingungen in der deutschen Bauwirtschaft erwartet der Vorstand für
2002 derzeit ein leicht unter dem Vorjahresniveau liegendes Umsatzvolumen von 120 Mio. EUR
sowie ein - aufgrund des umfangreichen Restrukturierungsprogrammes - positives EBIT von 5
Mio. EUR.
Bei wesentlich verbessertem Perioden Cashflow nach DVFA/SG wird auf Jahressicht eine
Erhöhung der liquiden Mittel erwartet. Die volle Wirkung der Maßnahmen wird sich
erstmals im Geschäftsjahr 2003 entfalten. "Wenn dann auch wieder ein konjunktureller
Aufschwung und neue Investitionstätigkeit in der Bauwirtschaft einsetzen, dann werden wir
als erstes Unternehmen profitieren", so Merkel. |